eBook: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf

Oliver Pötzsch

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf

(Die Henkerstochter-Saga 7)

Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu eingeladen — eine große Ehre… mehr

Historischer Kriminalroman • eBook • 688 Seiten
ISBN 9783843715126 • Erscheinungstermin: 14.07.2017 • Ullstein Verlag

 

 

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Inhaltsangabe

Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu eingeladen — eine große Ehre. Kuisl hofft, unter den Ratsmitgliedern außerdem einen Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden. Barbara ist verzweifelt: Sie ist ungewollt schwanger und traut sich nicht, ihre Notlage ihrem Vater zu offenbaren. Dann kommt in München eine Reihe von Morden an jungen Frauen ans Licht, und Kuisl wird um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Alle Morde tragen die Handschrift eines Scharfrichters. Der Verdacht fällt auf den Rat der Zwölf …

Leseprobe

München, am Morgen des 26. Juli, Anno Domini 1649

Der Geruch des Todes war faulig wie ein toter Fisch, und er riss Johanna Malminger aus den schönsten Träumen.
Gerade noch hatte sie mit einem adretten jungen Burschen einen zwiefachen getanzt, so schnell, dass es ihr den Schweiß auf die Stirn trieb. Ganz nahe waren sie sich gekommen, ihr Schoß hatte sich an seine Lenden gepresst, seine starke Hand war ihr fordernd über Rücken und Gesäß gefahren, ihre Lippen hatten sich fast berührt. Doch als sie den unbekannten Jüngling küssen wollte, trug dieser plötzlich eine Maske.
Und als sie ihm die Maske vom Gesicht riss, grinste darunter ein Totenschädel, aus dessen Augenhöhlen stinkende schwarze Aale krochen.
Von dem Geruch war Johanna aufgewacht. Vom Gestank und von der Kälte.
Sie schüttelte sich, doch der faulige Geruch und auch die Kälte blieben. Schreckliche Kopfschmerzen plagten sie, die Zunge hing ihr wie ein trockener Lumpen am Gaumen. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen, sie waren verklebt von Schweiß und Schmutz. Als sie sie jetzt mühsam öffnete, erkannte Johanna, dass sie nicht neben ihrer Schwester auf der flohverseuchten Bettstatt in der Auer Herberge lag und auch nicht verkatert unter dem für die Jakobidult aufgestellten Tanzboden drüben am Anger. Nein, sie befand sich in irgendeinem kalten, feuchten Loch. Grelles Sonnenlicht fiel durch eine Art Fenster, eine quadratische Öffnung in der gegenüberliegenden Wand. Johanna blinzelte, draußen war heller Tag.
Heller Tag?
Ein jäher Schreck durchfuhr Johanna. Sie hatte verschlafen! Bestimmt würde die alte Trude sie aus der Nähwerkstatt werfen, wo sie erst vor zwei Wochen angefangen hatte; beim letzten Zuspätkommen hatte die alte Vettel ihr das bereits angedroht. Was sollte dann aus ihr und ihrer erst zehnjähriger Schwester Liesl werden? Sie müssten betteln gehen, so wie viele andere junge Mädchen, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach München gekommen waren.